Kinder, Eltern und Großeltern nahmen im Rahmen des „Meller Sommers“ vergnügt an interessanter Zeitreise teil
Von Dr. Susanne Tauss
Stilecht im leuchtend blauen Rokokokleid, mit Hütchen, frisierter Perücke und ihrem Körbchen voll Überraschungen wachte Jenny von Voigts vor dem Kamin im Saal von Schloss Bruche auf. Sie selbst, immerhin die Tochter des berühmten Justus Möser, genauso wie die Kinder und Erwachsenen staunten nicht schlecht, als sie von einer kleinen schwarzen Katze aufgeweckt wurde: Sie hatte sich tatsächlich in die heutige Zeit verirrt. Ihre Pflegekinder waren fort, denen die 273 Jahre alte Mellerin vorgelesen hatte.
Da machte sie schnell das Beste aus der Situation – während dieser Kinderveranstaltung, die der Landschaftsverband Osnabrücker Land e.V. in Kooperation mit der Familie von Bar, der Stadt Melle und dem Heimatverein Melle e.V. im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Meller Sommer – Kunst und Kultur auf dem Lande“ ausrichtete. Mädchen und Jungen waren an diesem späten Nachmittag schließlich genügend da und gewaschen und ordentlich gekleidet schienen sie ihr auch. Außerdem: Vorlesen, Buchstabenspiele und Tiere klappen immer. Auch mutige Freiwillige fanden sich, die in ein Säckchen griffen und daraus schließlich verschiedene Früchte hervorzauberten. Nach vielen heiteren Momenten folgte zur Krönung schließlich ein Märchen. Dass die schon etwas kurzsichtig gewordene, aber muntere Jenny das elektrische Licht auspusten wollte, da sie ja nur Kerzen gewohnt war, blieb eines der vielen Schmankerl, das den Kindern spielerisch den Unterschied zwischen den Zeiten begreiflich machen konnte.
Diese erste öffentliche Veranstaltung im Saal von Bruche nach der Übernahme des Herrenhauses durch Konstantin von Bar belegte einmal mehr, welch wunderbaren Rahmen dieser Ort bietet – und für eine kuriose Zeitreise ins 18. Jahrhundert und zurück allemal. Doch nicht nur er hatte sich tatkräftig für die Veranstaltung eingesetzt – im Hintergrund wirkten auch die Damen und Herren der Meller Kulturverwaltung und Pressestelle ebenso wie der Heimatverein Melle, die den Landschaftsverband Osnabrücker Land als Veranstalter dankenswerter Weise allesamt unterstützten.
Dass der Kutscher, der Jenny längst hätte abholen sollen, sich verspätete, war ihr übrigens ganz recht – so konnte sie etwas länger bleiben und ein weiteres Schläfchen machen. Wer weiß, wie viele Zeitreisen sie noch unternehmen wird, da sie wohl Gefallen daran gefunden hat? Der Beifall auf Bruche ermunterte dazu jedenfalls.