Auf der Straße von Wellingholzhausen nach Dissen gelangt man ins obere Uhletal. Bei Kuhlmann zweigt rechts ein Weg nach Peingdorf ab. Er führt durch die Haseiviesen an der Bietendorfer Miihle vorbei in die Tannen und Buchen am Goldbrink.

Hier befindet sich eine trichterförmige Grube in der abgerundeten Spitze eines winklig verlaufenden Walles. Sie wird im Volksmunde Hexenkessel genannt.

Ähnliche Erdtrichter gibt es an verschiedenen Stellen des Teutoburger Waldes. Sie dienten den Menschen in alten Zeiten als Wohngrube oder Vorratskeiler.

Der Hexenkessel am GoIdbrink hält in der Mitte der Grube, so erzählt die Sage, einen großen Schatz verborgen, und oft leuchtet dort in den langen Winternächten ein Licht in das Dunkel des Waldes. Wer es brennen sieht und das Losungswort weiß, kann den Schatz heben. Doch darf ihm bei der Arbeit vor ein Uhr nachts kein Sterbenswort über die Lippen dringen. Er muss schweigen. Bis heute hat es keiner vermocht.

Zuletzt machten zwei Männer aus Peingdorf den Versuch, den Schatz zu gewinnen. Mit dem Glockenschlag zwölf begannen sie, in dem Hexenkessel zu graben. Rücken an Rücken gelehnt, warfen sie hastig und schweigsam eine Schaufel voll nach der andern über den Rand der Grube.

Plötzlich stießen sie auf einen harten Gegenstand. Es war kein Stein, kein Stumpf, sie trafen auf Eisen. auf einen eisernen Kasten. Eilig griffen sie zu. Fast hätte der eine vor Freude zu schreien begonnen. Der andere aber kniff ihn gleich in die Rippen, damit er verstumme.

Sie wollten den eisernen Kasten nun heben. Doch sie vermochten es nicht. Nur mit Schieben und Rücken brachten sie ihn mühsam aufwärts; denn er war schwerer als Blei.

Als sie dennoch Stück um Stück vorankamen, erhub sich in den Baumwipfeln ein grausiger Sturm. Es juchte und brach in den Kronen. Der Teufel wehrte sich wild, er wollte den Schatz nicht herausgeben. Auf einem ruppigen Ziegenbock mit glutroten Augen sauste er, auf dem Walle heran auf die Schatzgräber zu und wollte sie rempeln. Doch glitt er dicht an ihnen vorbei. 

Die beiden ließen sich aber durch nichts stören, schwiegen beharrlich, kratzten den Lehm und die Steine rund um den Kasten beiseite und schafften ihn mit Ächzen und Stöhnen weiter herauf. Plötzlich krachten die Äste in den Buchen ringsum. Zweige brachen und stürzten auf Kopf und Rücken der beiden. Die wilde Jagd zog durch die Luft, eine große Eule voran, und dann folgte der Teufel mit der Wodanskette (Wölkielen). Sie schleppte über den Grund und fasste mit einem Haken hinter den Kasten. Er kippte und wippte und trudelte in die Runde. Goldstücke klapperten und klangen drinnen gegen die Wände. „Holt donne, halt fest“. schrie da der eine. Doch das Wort war ihm erst halb aus dem Munde gefahren, da polterte der Koffer wieder den Abhang hinunter und versank in der Kuhle. Ein Loch wie ein Brunnen fiel in die

Erde, Steine und Grutt stürzten nach und begruben den Schatz und den Kasten. Mit Schreien und Johlen zog die wilde Jagd weiter durch das Waldtal dem Rechenberg zu.

Am andern Morgend fand man die beiden Schatzgräber halb tot unten im Hexenkessel. Sie hatten einen Hufschlag vor die Stirne erhalten, so dass ihnen Hören und Sehen vergangen war. Eine tote Fledermaus hing noch dem einen im krausen Haar, während der andere an der Backe eine blutige Stelle aufwies, die nach einem Hundebiss aussah.

Nun hatten die beiden vom Schatzsuchen genug, und kein Mensch hat je wieder nach dem Teufelskasten im Goldbrink gegraben.

Nach Schulhof, Bodmann, Weltkamp.