Im Dreißigjährigen Kriege wurde der Rosemann’sche Hof in Kerßenbrock mehrfach zerstört, ausgeraubt und dem Erdboden gleich gemacht. Rosemann floh mit seiner Familie in die Holzungen des Teutoburger Waldes und hauste wie andere Bauern der Gegend in einer Höhle. Dort aber mangelte es an allem; denn die geringen Vorräte an Fleisch und Korn gingen zur Neige, und auch sonst fehlte hier manches, was man auf dem Hofe reichlich besessen hatte.

An einem nebligen Morgen verließ Rosemann deshalb sein Versteck und schlich, nur mit einer Keule und mit Gottvertrauen bewaffnet, durch Busch und Braken auf seinen Hof. Plötzlich sah er sich in der Trümmerstätte einem schwedischen Landsknecht gegenüber. Der Reiter zog das Schwert, während Rosemann mit der Keule dreinschlug. Die beiden Widersacher schenkten sich nichts. Immer wieder stürmte der Zornentbrannte Bauer trotz schwerer Verwundungen auf den Landsknecht ein. Seine derben Fäuste schwangen die Keule mit Kraft und Ausdauer, bis der Räuber erschlagen zu Boden sank.

Inzwischen hatte sich aber das Pferd des Reiters davongemacht. Es gelangte mit leerem Sattel zur Truppe zurück, die in der Gegend des Beutlingsberges ihr Standquartier hatte. Sogleich setzte sich eine Reiterabteilung in Trab, der es gelang, Rosemann einzufangen. Mit Stricken gebunden, brachte man ihn in das schwedische Lager. Hier galt die Anweisung, alle Leute zu füsilieren, die sich gegen Soldaten zur Wehr setzten. Die Hinrichtung sollte aber öffentlich im Hauptquartier des Obristen zu Telgte auf dem Marktplatze erfolgen.

Man band dort den zum Tode verurteilten Bauer an ein Wagenrad und stellte eine Wache von zwei Soldaten daneben. Es war aber gerade am Heiligen Abend, da dieses geschah. Während der kalten Winternacht tranken und lärmten die Landsknechte. Sie gerieten in Streit, zogen das

Messer und drangen aufeinander ein, da sie viel getrunken hatten und die Köpfe erhitzt waren. Berauscht und vom Kampfe ermüdet, achteten die Schweden nicht mehr auf den verurteilten Bauer.

Dieser zog mit dem Fuße ein Messer auf dem Pflaster nahe an sich heran und gelobte: „Herrgott, wenn du mich rettest, will ich dir aus Dankbarkeit eine Kapelle erbauen“ Und es gelang. Die zerschnittenen Fesseln fielen. Rosemann konnte entfliehen und kam glücklich zu seinem Versteck im Walde zurück. Er erfüllte, als der Friede einzog, sein Gelübde und erbaute auf seinem Hofe neben dem Wohnhause eine Klause, die seit Jahrzehnten umgebaut ist und ihren Platz an der Straße hat. In der Weihnacht leuchten dort Jahr um Jahr einige Kerzen in die Stille der Heiligen Nacht.

Nach Windus