in der Stadt Melle

Autor: Heinz Garlich (Seite 4 von 6)

Der Schatz im Hexenkessel am Goldbrink

Auf der Straße von Wellingholzhausen nach Dissen gelangt man ins obere Uhletal. Bei Kuhlmann zweigt rechts ein Weg nach Peingdorf ab. Er führt durch die Haseiviesen an der Bietendorfer Miihle vorbei in die Tannen und Buchen am Goldbrink.

Hier befindet sich eine trichterförmige Grube in der abgerundeten Spitze eines winklig verlaufenden Walles. Sie wird im Volksmunde Hexenkessel genannt.

Ähnliche Erdtrichter gibt es an verschiedenen Stellen des Teutoburger Waldes. Sie dienten den Menschen in alten Zeiten als Wohngrube oder Vorratskeiler.

Der Hexenkessel am GoIdbrink hält in der Mitte der Grube, so erzählt die Sage, einen großen Schatz verborgen, und oft leuchtet dort in den langen Winternächten ein Licht in das Dunkel des Waldes. Wer es brennen sieht und das Losungswort weiß, kann den Schatz heben. Doch darf ihm bei der Arbeit vor ein Uhr nachts kein Sterbenswort über die Lippen dringen. Er muss schweigen. Bis heute hat es keiner vermocht.

Zuletzt machten zwei Männer aus Peingdorf den Versuch, den Schatz zu gewinnen. Mit dem Glockenschlag zwölf begannen sie, in dem Hexenkessel zu graben. Rücken an Rücken gelehnt, warfen sie hastig und schweigsam eine Schaufel voll nach der andern über den Rand der Grube.

Plötzlich stießen sie auf einen harten Gegenstand. Es war kein Stein, kein Stumpf, sie trafen auf Eisen. auf einen eisernen Kasten. Eilig griffen sie zu. Fast hätte der eine vor Freude zu schreien begonnen. Der andere aber kniff ihn gleich in die Rippen, damit er verstumme.

Sie wollten den eisernen Kasten nun heben. Doch sie vermochten es nicht. Nur mit Schieben und Rücken brachten sie ihn mühsam aufwärts; denn er war schwerer als Blei.

Als sie dennoch Stück um Stück vorankamen, erhub sich in den Baumwipfeln ein grausiger Sturm. Es juchte und brach in den Kronen. Der Teufel wehrte sich wild, er wollte den Schatz nicht herausgeben. Auf einem ruppigen Ziegenbock mit glutroten Augen sauste er, auf dem Walle heran auf die Schatzgräber zu und wollte sie rempeln. Doch glitt er dicht an ihnen vorbei. 

Die beiden ließen sich aber durch nichts stören, schwiegen beharrlich, kratzten den Lehm und die Steine rund um den Kasten beiseite und schafften ihn mit Ächzen und Stöhnen weiter herauf. Plötzlich krachten die Äste in den Buchen ringsum. Zweige brachen und stürzten auf Kopf und Rücken der beiden. Die wilde Jagd zog durch die Luft, eine große Eule voran, und dann folgte der Teufel mit der Wodanskette (Wölkielen). Sie schleppte über den Grund und fasste mit einem Haken hinter den Kasten. Er kippte und wippte und trudelte in die Runde. Goldstücke klapperten und klangen drinnen gegen die Wände. „Holt donne, halt fest“. schrie da der eine. Doch das Wort war ihm erst halb aus dem Munde gefahren, da polterte der Koffer wieder den Abhang hinunter und versank in der Kuhle. Ein Loch wie ein Brunnen fiel in die

Erde, Steine und Grutt stürzten nach und begruben den Schatz und den Kasten. Mit Schreien und Johlen zog die wilde Jagd weiter durch das Waldtal dem Rechenberg zu.

Am andern Morgend fand man die beiden Schatzgräber halb tot unten im Hexenkessel. Sie hatten einen Hufschlag vor die Stirne erhalten, so dass ihnen Hören und Sehen vergangen war. Eine tote Fledermaus hing noch dem einen im krausen Haar, während der andere an der Backe eine blutige Stelle aufwies, die nach einem Hundebiss aussah.

Nun hatten die beiden vom Schatzsuchen genug, und kein Mensch hat je wieder nach dem Teufelskasten im Goldbrink gegraben.

Nach Schulhof, Bodmann, Weltkamp.

 

Der Teufelsspuk an den Dreieinigkeitsbuchen

Nicht weit von den bekannten Dreieinigkeitsbuchen in Wellingholzhausen hütete einst der alte Schäfer Klaus seine Herde. Er trieb sie durch die grelle Mittagssonne auf die Buchen zu und bemerkte plötzlich eine Gestalt vor sich, einen Fremdling von seltsamer Art.

Der fromme Klaus hob die Hand über die Augen und erschrak; denn deutlich konnte er an dem Fremden eine zottige Haut, einen lahmen Pferdefuß und an der Stirn zwei stumpfe Hörner erkennen. „Gelobt sei Jesus Christus“, wehrte Klaus ihn laut von sich ab. Die Herde stob auseinander, und die Hunde winselten mit eingekniffenen Schwänzen.

Der Teufel jedoch wich nicht; er nahm den Kopf unter den Arm und hinkte näher und näher heran, Dem frommen Schäfer fuhr der Schrecken in die Beine. Zur rechten Zeit noch fiel ihm der Spruch ein, der alle Höllengeister bannt.

Kaum hatte der Schäfer Klaus laut rufend gebetet: „Alle guten Geister loben Gott, den Herrn!“ da flackerte ein Feuer auf, und mit furchterregendem Knall und entsetzlichem Gestank löste sich der Leibhaftige in Rauch auf. Nur ein Häuflein Asche fand Klaus an der Stelle, wo sich der Teufelsspuk ereignet hatte. Die zerstreute Herde sammelte sich wieder, und die Hunde taten wie vordem ihre Pflicht.

Nach Wlndus.

Der Kieselstein bei Melle

Am Ende des 13. Jahrhunderts lebte in Osnabrück ein Mann, der gar schlecht und gottlos war. Viel lieber als in der Kirche saß er mit seinen Brüdern im Wirtshaus und zechte auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit.

So vergingen Jahre in Saus und Braus. Da ward er krank und wünschte sich zu bekehren. Er ließ deshalb einen Mönch rufen. Der Mönch kam und redete ihm gar freundlich zu, er möge sich besinnen, wievielmal er gesündigt habe. Der Tunichtgut begann also mit der Beichte. Sobald er aber einen tollen Streich bekennen wollte, dachte er auch an das pfiffige Gesicht des einen oder anderen Kameraden, der dabei gewesen war, und musste lachen. So wurde denn aus seiner Bekehrung nichts. Doch bald kam der Tod, und das Lachen war vorbei.

Da eilte der Teufel heran und wollte ihn holen. Doch die Mönche wollten den Toten nicht herausgeben. Als der Teufel mit seinem Drängen nicht nachließ, kamen sie überein, er solle die Seele des Verstorbenen haben, wenn er einen großen Stein, der vor dem Buer’schen Tor lag, weder bei Tag noch bei Nacht nach Melle brächte. Der Teufel nahm die Wette an.

Am folgenden Morgen, als die Nacht vorbei war und die Dämmerung begann, hob der Teufel den schweren Stein auf den Rücken und schleppte ihn gen Melle. Schon war er der Meiler Feldmark ganz nahe gekommen, da ging die Sonne auf. Der Teufel hatte die Wette verloren. Wütend warf er den Stein nieder und mied hinfort das Meller Land.

Man sagt, noch jetzt sei der Stein in der Gegend zu finden. Er soll aber geborsten sein von dem mächtigen Wurfe und von der Hitze, die der Teufel ausstrahlte. Er war so schwer, dass sich der ganze Rücken des Teufels darin abdrückte.

Man verwendete ihn später bei den Gottesgerichten. Menschen, die man für Hexen hielt, mussten sich in die Höhlung legen. Passte ein Angeklagter mit dem Rücken hinein, so war er des Teufels und musste auf dem Scheiterhaufen sterben, im anderen Falle ließ man ihn wieder laufen.

Nach Weltkamp.

Vom Dürmichskerl

Auf dem Düingberg, im Volksmunde ,,Dürmich“ genannt, befindet sich eine große, muldenförmige Vertiefung. Hier soll einmal das Grab des ,,Dürmichkerls“ gewesen sein.

Der ,,Dürmichkerl“ ist eine sagenhafte Schreckgestalt, die von den Eltern wohl noch als Kinderschreck gebraucht wird, wenn die ganz Kleinen ihre Streifzüge zu weit in den Düingberg ausdehnen. Vor vielen Jahren ist der „Dürmichskerl“ aber einmal die Straße entlanggekommen, die vom Düingberg über Wehringdorf nach Westkilver führt und „Up de Heen“ genannt wird. Vor Freeses Kotten saß ein Heuerling auf der Bank und sah ihn kommen. Riesenhaft und schauerlich war der ,,Dürmichskerl“ anzuschauen, denn er katte keinen Kopf. Der Mann lief in seiner Angst in die Stube und riegelte die Tür hinter sich zu. Er hatte viele Jahr danach nachts immer noch eine Axt an seinem Bett stehen; aber der „Dürmichskerl“ ist nie wieder die Straße entlanggekommen.

Mündl. Überlieferung.

Ännken met de Schlassen

In der Nähe von Mithöfers Stätte in Krukum liegt der ,,Birksiek“. Es ist eine Niederung, die früher einen dichten Holzbestand hatte. Heute ist sie fast ganz urbar gemacht.

In diesem Birksiek hielt sich der Sage nach ein Gespenst auf, das ,,Ännken met de Schlassen“ genannt wurde. Kinder und Erwachsene gingen abends nicht gern am Birksiek vorbei, obwohl das Gespenst sich nur zeigte, wenn es einer gewagt hatte zu rufen: ,,Ännken met de Schlassen, kumm herrut!“ Dann schoss es wie ein Blitz hervor aus dem Dunkel und verfolgte den Kühnen unter fürchterlichem Geheul.

Einst hatten Mlithöfers einen Schulten, der nicht gern spann; denn ihm standen die Finger nicht danach. Nun wollte der Bauer dem Jungen unter einer Bedingung die Pflichtarbeit schenken. Er sprach deshalb zu ihm: „Du brauchst nicht mehr zu spinnen, wenn du am Abend zum Birksiek gehst und dreimal rufst: „Ännken met de Schlassen, kumm herrut!“ Der Schulte war sofort dazu bereit; denn er war ein guter Läufer und kannte keine Furcht. Er bat aber darum, ihm die Dielentüroffen zu halten und sie gleich hinter ihm zuzuschlagen, wenn er ins Haus zurückgekehrt sei. Alles geschah wie gewünscht.

Der Junge ging also los. Ein Rufen erscholl aus dem Grund. Nicht lange danach rannte der Junge über die Schwelle ins Haus, und hinter ihm schlug man die Tür sofort wieder zu. In demselben Augenblick

knallte unter Geheul und Donnergepolter ein Schlag gegen die Tür, dass man glaubte, die Flügel würden aus den Angeln springen. Furcht und Schrecken ergriff alle im Hause.

Als man am andern Morgen die Dielentür von außen besah, fand man den Abdruck eines großen Hufeisens im Holz. Seit der Zeit hat niemand mehr ,,Ännken met de Schlassen“ aus seinem Versteck herausgefordert.

Nach Wüstefeld.

Bauerschaftshunde

Nach dem Glauben unserer heidnischen Vorfahren führte Odin an der Spitze der Götter in den Sturmnächten des Jahres die wilde Jagd an. Auf feurigem Rosse, begleitet von seinen Wölfen Geri und Freki, fuhr er über Felder und Wälder, Ströme und Berge dahin. Nach der Bekehrung zum Christentum ging die wilde Jagd weiter, doch wandelten sich die Götter in Teufel, die Wölfe in unheimliche Hunde. Bis in die Gegenwart, so erzählen die heimischen Sagen, spukten sie groß und mit feurigen Augen als Kirchspiels- oder Bauerschaftshunde auch in den Gemeinden des Grönegaus herum.

Die Heuerleute des Vollerbes Preckwinkel im Kirchspiel Oldendorf waren einmal vor Tagesanbruch auf dem Wege zu ihrem Bauern, um bei ihm zu dreschen. Unvermutet stießen sie in der Dunkelheit auf den Bauerschaftshund, Sie gerbten ihm sofort mit dem Dreschflegel das Fell, wobei sie zu ihrer Sicherheit unausgesetzt 1, 2 zählten. Bald bemerkten sie einen hässlichen Geruch. Plötzlich rief ein Unbekannter die Zahl 3 dazwischen. Da flohen die Männer eiligst auf Preckwinkels Hof. Schweißtriefend kamen sie dort an. Infolge der Aufregung waren sie so erschöpft, dass das Dreschen unterbleiben musste.

Nach Westerfeld. 

Ein Knecht fuhr von Riemsloh nach Schlochtern. Unterwegs wurde er müde und schlief beinahe auf dem Sitz des Wagens ein. Es war kurz vor Mitternacht, als die Fahrt durch das Königsholz begann. Dort folgte dem Wagen plötzlich ein Hund. Er trug eine glühende Kette um den Hals, und seine Augen funkelten zum Erschrecken. Mit einem Ruck erhob sich der Knecht und rief: ,,Rüe, scheär di weg!‘. Das unheimliche Tier sprang nun auf den Wagen, setzte dem Knecht die Pfoten auf die Schultern und glotzte ihn mit radgroßen Augen an, wobei ihm die Haare zu Berge standen. Als nun der Knecht ein Kreuz schlug, fegte das Höllentier über die Flechten und verschwand im Gehölz.

Rabe. 

In Borgloh, das früher zum Grönegau gehörte, lag hinter der Kirche ein Bauernhof. Jeden Abend erschien dort ein großer Hund an der Dielentür, worauf sie von selbst aufsprang und sich wieder schloss. Der Knecht wollte der Sache auf den Grund gehen. Er setzte sich hinter das Herdfeuer und wartete. Nach einer Weile öffnete sich die Tür, und der Hund kam herein. Der Knecht griff einen groben Knüppel aus dem Feuer, trat dem Hunde entgegen und versetzte ihm einen Schlag zwischen die Ohren. In demselben Augenblick stürzte der Knecht zu Boden und sagte kein Sterbenswort mehr.

Rahe.

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