Die Sage erzählt von dem Tierarzt Blautenberg, der gleichzeitig eine großer Magier war.

Den Ruf eines hervorragenden Zauberkünstlers genoss der Tierarzt Blau­tenberg auf dem Hingstenberg bei Wallenbrück. Von nah und fern suchten die Landleute seinen Rat. Eines Tages erschien in seinem Hause der Bauer Naber aus Drantum bei Melle. Er suchte Hilfe für sein Pferd, das an einer hartnäckigen Krankheit litt. Blautenberg war wie so oft unterwegs, und man rechnete nicht vor Mitternacht mit seiner Rückkehr. Naber wollte solange warten, denn er scheute den weiten Weg.

Als sich nun alle Hausgenossen zur Ruhe begaben, bestieg Naber die Hiele,um die Zeit zu verschlafen. ln später Stunde kam Blautenberg heim. Er merkte sogleich, dass ein Fremder in seinem Hause weilte, und eine geisterhafte Stimme nannte ihm den Namen des Gastes. Naber verließ nun die Lagerstätte, trug sein Anliegen vor, und Blautenberg fertigte ihn in zuvorkommender Weise ab. 

Es war aber stockfinstere Nacht und der Bauer des Weges nicht kundig. Er bat deshalb Blautenberg. ihm bis zur Straße einen zuverlässigen Führer zu geben, Er wunderte sich nicht wenig, als Blautenberg ihm einen Krückstock überreichte und ihm einschärfte, ihn daheim an einer sicheren Stelle zu verwahren und so bald wie möglich zurückzubringen. 

Erwartungsvoll verließ Naber das Haus. Da strahlte der merkwürdige Stock eine solche Fülle des Lichts aus, dass der Weg taghell vor ihm lag.
Wohlbehalten traf der Bauer bei den Seinen wieder ein. Er stellte den Stock in den Schrank und versteckte den Schlüssel dazu an einem

heim­lichen Ort. Dennoch war der ihm anvertraute Geleitstock am Morgen auf unerklärliche Weise spurlos verschwunden. Naber suchte lange vergeb­lich. Dann machte er sich wieder auf den Weg zu Blautenberg, um ihm das rätselhafte Verschwinden zu melden. Hier erfuhr er zu seinem größ­ten Erstaunen, der Stock habe sich, wie nicht anders erwartet, schon vor Tagesanbruch bei Blautenberg eingefunden.

Nach Westerfeld.

Ähnlich erging es dem alten Strotmann und anderen Bauern. Einen von ihnen sagte Blautenberg einst: „Diesen Wunderknüppel verleiht unsere Sippe schon mehr als hundert Jahre lang. Keiner brauchte ihn uns zurückzubringen; denn jedes Mal kam er von selbst heim. Immer wieder steht er am folgenden Tage hier in der Ecke!“

Nach Windus

Auch sonst übte Blautenberg die schwarze Kunst mit vollendeter Meister­schaft aus. Eines Tages füllte seine Frau die auf den Mittagstisch ge­stellten Becken mit Speise. Sie war überrascht, als im Gemüsetopf das Fleisch fehlte. Es war in einem unbewachten Augenblick daraus entwendet. Wo steckte der Dieb? Man verdächtigte die im Hause beschäf­tigten fremden Drescher. Sie beteuerten indessen ihre Unschuld.

Um sich Gewissheit zu verschaffen, holte Blautenberg drei Zauberstäbchen hervor und klopfte damit dreimal auf den Tisch. Da stieß der große Hofhund ein markerschütterndes Geheul aus. Schreckensbleich nahmen die Zuschauer wahr, dass dem Tiere beide Augen aus dem Kopfe gefallen waren. Blautenberg nahm sie und setzte sie wieder ein. Die Drescher atmeten auf, denn nun hatte man den Dieb deutlich erkannt.

Nach Westerfeld.

Einer aus Nüven war dabei, als dieses geschah, und er erzählte es in der ganzen Gegend. Er fand aber bei den Leuten keinen Glauben. Da wurde er zornig und rief:“Watt? lcke sehn hew, Augen vodden Koppe höngen.“

Mündl. Überlieferung.

Einem Bauern war eine Anzahl Schweine erkrankt. Was er auch an­stellte, sie wollten nicht mehr fressen. Der Bauer ging darauf zu Blauten­berg und erzählte ihm seine Not. Dieser riet ihm:,,Du kennst doch gewiss die Stelle, wo die zwei Leichenwege zusammenlaufen. Dorther hole eine Schaufel Erde und mache damit allen Tieren drei Kreuze auf den Rücken!“ Der Bauer handelte nach dem Rat, und die kranken Schweine wurden wieder munter.

Die Zwillstelle der Leichenwege soll auf dem Schimm bei Gesmold ge­wesen sein.

Mündl. Überlieferung.

Zu Religmann kam ein Bettler auf den Hof, den alle Leute Slukköske nannten. Die Bäuerin schimpfte: „Du graude, starke Kärdel kanns gout arbeiden. Gong dine Weärge!“ Ohne ein Wort zu sagen, schritt Sluk­köske die Diele hinunter, erfasste eine Kuh an den Hörnern und verließ das Haus. Von der Stunde an hörte das Tier auf zu fressen. Da war guter Rat teuer. Religmann suchte deshalb Blautenberg auf. Dieser empfahl ihm die Diele von oben bis unten mit Reiserbesen zu belegen, damit Slukköske sie nicht wieder betreten könne. Am ändern Tage kam Sluk­köske herein, erfasste die Hörner der Kuh, und sofort fraß das Tier wieder.

Mündl. Überlieferung.