Auf „KulturSpur“ mit dem Historiker Uwe Plaß – Kirchenmusiker Andreas Opp gab Konzert an der Christian-Vater Orgel

Unter dem Leitgedanken „KulturSpur – Ein Fall für den Denkmalschutz“ stand der „Tag des offenen Denkmals 2022“, der auch im Grönegau Interessierte dazu einlud, sich auf Spurensuche zu begeben und sich mit Geschichte auseinanderzusetzen. Im Rahmen einer Gemeinschaftsveranstaltung der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Petri zu Melle, der Stadt Melle und des Heimatvereins Melle e.V. fand an diesem Aktionstag unter der Leitung des Historikers Uwe Plaß eine interessante Führung durch die St.-Petri-Kirche statt – ein Angebot, das rund 35 Bürgerinnen und Bürger nutzen.

„Tag des offenen Denkmals 2022“ in Melle: Führung durch die St.-Petri-Kirche mit Uwe Plaß.
Foto: Jürgen Krämer

Bereits im Jahre 1721, ein Jahr nach dem großen Stadtbrand, begannen die Bauarbeiten für ein neues größeres Kirchengebäude, das 1723 eingeweiht wurde und mit dem vollständigen Inventar bis 1724 fertiggestellt war. Die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche in gotisierenden Formen mit feingegliederten Pfeilern und einem Chor in Fünfachtelschluss. Der Westturm hat als Abschluss einen barocken Buckelhelm. Das Kircheninnere ist mit durchlaufenden Emporen und Adelslogen ausgestattet. Das bemalte Gewölbe ist im Osnabrücker Raum singulär. Die Gewölbemalerei trägt das Wappen des Bauherrn Ernst August II. mit der Herzogswürde von York und Albany, die ihm von seinem Bruder König Georg I. von England verliehen wurde. Das vierpassige Wappen in Kartuschenrahmen mit Blüten und Fruchtgehängen ist von acht Engeln begleitet. Es zeigt den gespaltenen Wappenschild von England, gehalten von dem englischen Löwen und dem schottischen Einhorn. Ein weiteres Wappen im Gewölbe mit einer roten Pflugschar ist das Wappen des Osnabrücker Bischöflichen Geheimen Rats Jobst Itel von Vincke. Er war vom Landesherrn mit dem Wiederaufbau der Stadt Melle und der evangelischen Kirche beauftragt worden.

Der barocke Altaraufsatz von Ernst Dietrich Bartels (1723) ist in mehrere Zonen gegliedert und trägt im Zentrum das Bild des Abendmahls und der Auferstehung. Er ist mit dem Wappen des Freiherrn auf Schloss Gesmold Christoph Ludolf von Hammerstein und seiner Gattin Johanna Sophia Schenk von Winterstedt zu Diek geschmückt. Besonders unterstützte den Kirchneubau der damalige Osnabrücker Fürstbischof Ernst-August II von Braunschweig-Lüneburg. Erster evangelischer Pfarrer an St. Petri war der zuvor an der katholischen Meller St.-Matthäus-Kirche wirkende Pastor Anton Seumenicht, dessen Grabplatte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führung in Augenschein nahmen.

Zum Abschluss des Aktionstages gab Kirchenmusiker Andreas Opp ein Konzert an der Christian-Vater-Orgel, die in der Zeit von 1722 bis 1724 mit ursprünglich 27 Registern geschaffen worden war.