in der Stadt Melle

Kategorie: Sagen-Textform (Seite 2 von 3)

Sagen des Grönegaus als Text

Das Altarbild in der Oldendorfer Kirche

Oldendorf hat eine sehr alte Kirche. Sie ist nur klein, besitzt aber im Innern ein schönes Rippengewölbe. Von großem Wert ist der geschnitzte Altar aus dem 16. Jahrhundert. Er stellt das Leiden und Sterben des Heilandes dar.

Der Schäfer Heller aus Föckinghausen soll ihn geschaffen haben. Sein Name jedoch ist an keiner Stelle des Bildes zu finden. Statt dessen sollen nach der Meinung des Volkes der Schäferkarren an einem Hügel und ein Spitz hinreichend aussagen, dass ihm die Schnitzarbeit zu verdanken ist.

Die Sage erzählt weiter, dass man einmal dieses vortreffliche Kunstwerk nach Münster entführen wollte. Es war nämlich dem Bischof bekannt geworden, die Kirche zu Oldendorf besitze ein überaus schönes Altarbild. Er befahl nun, diesen Schatz nach Münster zu bringen. Dort sollte er in einer großen Kirche aufgestellt werden, damit noch mehr Christen durch seinen Anblick erbaut würden.

Die Oldendorfer Gemeinde war damit gar nicht einverstanden. Sie musste sich aber dem Willen des Bischofs fügen. Das Bild wurde auf den Wagen gehoben, und die Fahrt nach Münster begann. Man kam bis an die Grenze des Kirchspiels und gelangte in die Wissinger Heide. Dort konnten die Pferde nicht weiter. Man spannte noch zwei, vier, sechs, ja zehn Pferde mehr vor den Wagen, es nützte nichts, er war nicht von der Stelle zu bringen. Da kehrte man den Wagen, und siehe, zwei Pferde konnten das Bild mit leichter Mühe nach Oldendorf zurückfahren.

Groß war der Jubel der Gemeinde, als man es an seinem alten Platze wieder aufstellte. Das Volk sagte: „Wir haben Maria diese Kirche geweiht. Sie wollte es nicht zulassen, dass dieses kostbare Bild aus unserm Gotteshause entfernt wurde.“

Nach Schulhof

Das Kreuz in der Kirche zu Melle

Die katholische Kirche in Melle besitzt einen großen Schatz. Es ist das Triumphbogenkreuz über dem Chor. An dieses Kunstwerk knüpft sich folgende Sage:

Nach dem Glauben unserer biederen Vorfahren durfte die Stille der Heiligen Nacht durch nichts gestört werden. Man durfte nicht einmal Heu und Stroh für die Fütterung der Haustiere von der Hiele ziehen. Nun war einst auf Ellebrechts Hofe in Gerden am Weihnachtsmorgen die Magd allein zu Hause, alle übrigen Bewohner waren mit dem Bauern zur Kassuchte gegangen. Die Magd wollte die Kühe füttern. Sie zog deshalb mit der Harke Stroh von der Hiele. Da stürzte mit Gekrach ein großes Kreuz herab. Voll Schrecken rief das Mädchen: „Jesus, Maria!“ Eine Stimme antwortete: „Hättest du nicht das Wort gesprochen, so wäre dir das Genick gebrochen.“ Das Kreuz wurde dann zur Kirche in Melle gebracht.

Nach Schulhof

Die Glocken von Wallenbrück

Wer von den Höhen Riemslohs hinabwandert durch die Wälder von Döhren zum Tal der Warmenau, der wird erfreut sein über den Klang der vielen Kirchenglocken, die er hier hören kann. Riemsloh, St. Annen, Neuenkirchen, Hoyel lassen ihre wuchtigen Glockenklänge erschallen.  Aber bald wird der Wanderer ein Geläut heraushören, das alle anderen an Wohlklang übertrifft. Es sind die Glocken von Wallenbrück, einer kleinen Gemeinde hart an der Grenze im Westfälischen. Dieses Geläut stammt aus dem 12. Jahrhundert. Die Glocken stehen unter Denkmalschutz und haben auch die beiden letzten Kriege überstanden. Über ihre Entstehung erzählt man sich folgende Geschichte:

Schon lange war es der Wunsch der Gemeinde, ein Geläut für ihre Kirche zu besitzen. Endlich waren unter großen Opfern die Mittel zusammengebracht. Der Glockengießer hatte seinen Schmelzofen auf dem ,,Klockenbrink“ errichtet, die Formen waren in großen Erdlöchern untergebracht. Der Tag des Glockengusses war herangekommen. Die ganze Gemeinde war versammelt, um dieses Ereignis mitzuerleben. Im letzten Augenblick erschien der Herr des Gutes Warmenau, das an der Grenze, aber noch im Hannoverschen liegt. Mit ihm kam seine Familie. Vorauf gingen die drei Töchter. In ihren Schürzen trugen sie die silbernen Taler, die sie zur Taufe und an Geburtstagen von Paten und Verwandten erhalten hatten.

Sie baten den Glockengießer, das Silber mit in die Gussmasse zu tun. Mehr Freude könnten sie nicht an ihrem Besitz haben, als dass er zur Ehre Gottes erklinge. Der Glockengießer tat, wie ihn die Edelfräulein baten. Als der Guss erkaltet war und die Glocken zum erstenmal ihre eherne Stimme aus dem Glockenstuhl erschallen ließen, da waren alle erstaunt über das prächtige Geläut. Das Opfer der Kinder hatte den Glocken einen Wohlklang verliehen, wie ihn bis dahin niemand gehört hatte.

Heute sind die Glocken über siebenhundert Jahre alt. Sie haben aber von ihrem Wohlklang noch nichts eingebüßt.

Heims.

Der lateinische Spruch

Ein Bauer aus Nüven und ein Priester gingen gemeinsam auf die Jagd. Gegen Abend sprang ein fetter Hase aus dem Busch. „Halt“, sagte der Priester, ,,nehmt ihn aufs Korn, oder lohnt sich der Schuss im Zwielicht nicht mehr?“ Darauf entgegnete der Bauer: „Warum nicht! Wenn ich will, treffe ich zu jeder Tageszeit das Wild, mag die Sicht auch schwarz sein wie die Nacht. Ich brauche nur ein paar lateinische Worte zu sagen.“

Der Bauer sprach die Worte aus, schoss, und der Hase rührte sich nicht mehr. In demselben Augenblick sahen sie einen schwarzen Hund mit glühenden Augen auf sich zukommen. 

Nachher fragte der Geistliche den Bauer, ob er wüsste, wie der lateinische Spruch zu Deutsch heiße. Darauf konnte der Bauer ihm keine Antwort erteilen. „Dann will ich euch die Worte verraten“, beendete der Priester das Gespräch:

„Teufel, halt mir dieses Tier,
meine Seele schenk ich dir!“

H. Rahe

Der Schlag vor die Deichsel

Ein Bauer hatte im Walde ein großes Fuder Holz geladen. Unterwegs lief der Wagen in einer Spur fest und war nicht von der Stelle zu bringen, obwohl man ein zweites Gespann Pferde einsetzte. Der Knecht sagte darauf, der Wagen sei besprochen. Man müsse eine Runge abschlagen, dann würde der Besprecher einen Arm verlieren.

Als der Bauer nicht einverstanden war, riet der Knecht, eine Speiche aus dem Rad zu brechen, damit der Besprecher um ein Bein gebracht würde. Da nun der Bauer auch dieses nicht zulassen wollte, empfahl ihm der Knecht, das Letzte zu tun und mit Gewalt vor das Deichselende zu schlagen, dann würde man den Kopf des Zauberers treffen.

Mit diesem Rat war der Bauer einverstanden. Der Knecht griff die Axt und schlug mit aller Wucht vor die Deichsel. Sogleich kam ein schwarzer Hund unter dem Wagen hervor. Der Knecht griff die Leine, ließ die Pferde anziehen, und leicht konnte das Gespann die Fuhre den Brink hinaufschaffen.

H.Rahe

Blautenberg

Die Sage erzählt von dem Tierarzt Blautenberg, der gleichzeitig eine großer Magier war.

Den Ruf eines hervorragenden Zauberkünstlers genoss der Tierarzt Blau­tenberg auf dem Hingstenberg bei Wallenbrück. Von nah und fern suchten die Landleute seinen Rat. Eines Tages erschien in seinem Hause der Bauer Naber aus Drantum bei Melle. Er suchte Hilfe für sein Pferd, das an einer hartnäckigen Krankheit litt. Blautenberg war wie so oft unterwegs, und man rechnete nicht vor Mitternacht mit seiner Rückkehr. Naber wollte solange warten, denn er scheute den weiten Weg.

Als sich nun alle Hausgenossen zur Ruhe begaben, bestieg Naber die Hiele,um die Zeit zu verschlafen. ln später Stunde kam Blautenberg heim. Er merkte sogleich, dass ein Fremder in seinem Hause weilte, und eine geisterhafte Stimme nannte ihm den Namen des Gastes. Naber verließ nun die Lagerstätte, trug sein Anliegen vor, und Blautenberg fertigte ihn in zuvorkommender Weise ab. 

Es war aber stockfinstere Nacht und der Bauer des Weges nicht kundig. Er bat deshalb Blautenberg. ihm bis zur Straße einen zuverlässigen Führer zu geben, Er wunderte sich nicht wenig, als Blautenberg ihm einen Krückstock überreichte und ihm einschärfte, ihn daheim an einer sicheren Stelle zu verwahren und so bald wie möglich zurückzubringen. 

Erwartungsvoll verließ Naber das Haus. Da strahlte der merkwürdige Stock eine solche Fülle des Lichts aus, dass der Weg taghell vor ihm lag.
Wohlbehalten traf der Bauer bei den Seinen wieder ein. Er stellte den Stock in den Schrank und versteckte den Schlüssel dazu an einem

heim­lichen Ort. Dennoch war der ihm anvertraute Geleitstock am Morgen auf unerklärliche Weise spurlos verschwunden. Naber suchte lange vergeb­lich. Dann machte er sich wieder auf den Weg zu Blautenberg, um ihm das rätselhafte Verschwinden zu melden. Hier erfuhr er zu seinem größ­ten Erstaunen, der Stock habe sich, wie nicht anders erwartet, schon vor Tagesanbruch bei Blautenberg eingefunden.

Nach Westerfeld.

Ähnlich erging es dem alten Strotmann und anderen Bauern. Einen von ihnen sagte Blautenberg einst: „Diesen Wunderknüppel verleiht unsere Sippe schon mehr als hundert Jahre lang. Keiner brauchte ihn uns zurückzubringen; denn jedes Mal kam er von selbst heim. Immer wieder steht er am folgenden Tage hier in der Ecke!“

Nach Windus

Auch sonst übte Blautenberg die schwarze Kunst mit vollendeter Meister­schaft aus. Eines Tages füllte seine Frau die auf den Mittagstisch ge­stellten Becken mit Speise. Sie war überrascht, als im Gemüsetopf das Fleisch fehlte. Es war in einem unbewachten Augenblick daraus entwendet. Wo steckte der Dieb? Man verdächtigte die im Hause beschäf­tigten fremden Drescher. Sie beteuerten indessen ihre Unschuld.

Um sich Gewissheit zu verschaffen, holte Blautenberg drei Zauberstäbchen hervor und klopfte damit dreimal auf den Tisch. Da stieß der große Hofhund ein markerschütterndes Geheul aus. Schreckensbleich nahmen die Zuschauer wahr, dass dem Tiere beide Augen aus dem Kopfe gefallen waren. Blautenberg nahm sie und setzte sie wieder ein. Die Drescher atmeten auf, denn nun hatte man den Dieb deutlich erkannt.

Nach Westerfeld.

Einer aus Nüven war dabei, als dieses geschah, und er erzählte es in der ganzen Gegend. Er fand aber bei den Leuten keinen Glauben. Da wurde er zornig und rief:“Watt? lcke sehn hew, Augen vodden Koppe höngen.“

Mündl. Überlieferung.

Einem Bauern war eine Anzahl Schweine erkrankt. Was er auch an­stellte, sie wollten nicht mehr fressen. Der Bauer ging darauf zu Blauten­berg und erzählte ihm seine Not. Dieser riet ihm:,,Du kennst doch gewiss die Stelle, wo die zwei Leichenwege zusammenlaufen. Dorther hole eine Schaufel Erde und mache damit allen Tieren drei Kreuze auf den Rücken!“ Der Bauer handelte nach dem Rat, und die kranken Schweine wurden wieder munter.

Die Zwillstelle der Leichenwege soll auf dem Schimm bei Gesmold ge­wesen sein.

Mündl. Überlieferung.

Zu Religmann kam ein Bettler auf den Hof, den alle Leute Slukköske nannten. Die Bäuerin schimpfte: „Du graude, starke Kärdel kanns gout arbeiden. Gong dine Weärge!“ Ohne ein Wort zu sagen, schritt Sluk­köske die Diele hinunter, erfasste eine Kuh an den Hörnern und verließ das Haus. Von der Stunde an hörte das Tier auf zu fressen. Da war guter Rat teuer. Religmann suchte deshalb Blautenberg auf. Dieser empfahl ihm die Diele von oben bis unten mit Reiserbesen zu belegen, damit Slukköske sie nicht wieder betreten könne. Am ändern Tage kam Sluk­köske herein, erfasste die Hörner der Kuh, und sofort fraß das Tier wieder.

Mündl. Überlieferung.

 

 

Die Schatzgräber auf der Hünenburg

Die Riesen auf der Hünenburg bei Riemsloh besaßen gewaltige Schätze. Da wurde die Burg von einem großen Heere belagert und endlich zerstört. Bevor sich die Riesen ergaben, warfen sie den Schatz in den tiefen Burgbrunnen.

Schon mancher versuchte seitdem, ihn wieder zu heben. Doch war alles vergebens; denn niemand kannte den Zauberspruch, der ihn freigab. Nun hatte ein Mann die seltenen Worte erfahren. Er versuchte mit anderen sein Glück, und sie gingen daran, den Riesenschatz aus der Tiefe zu holen.

Es war an einem schönen Sommerabend, als sie zu graben begannen. Niemand durfte bei der Arbeit sprechen. Geschah es doch, dann fiel der Schatz gleich wieder zurück in den Abgrund. Lautlose Stille herrschte darum. An Seilen zogen die Schatzgräber die wertvolle Last langsam und vorsichtig empor. Fast hatte man den schweren Kasten oben, da brummte eine große Wespe heran, umkreiste den Kopf eines Schatzgräbers und stach ihn in den Nacken. „Au!“ schrie dieser entsetzt, und hinter ihm sah man den Teufel in seiner hässlichen Höllengestalt. Voll Schrecken ließen die Männer die Stricke fahren und flohen, und der Kasten stürzte hinab in die Tiefe. In das donnerähnliche Krachen mischte sich das gellende Hohngelächter des listigen Teufels. Als beherzte Leute nach einiger Zeit sich wieder der Stelle näherten, war der Brunnen verschwunden.

Nach Schulhof

Der Schatz im Hexenkessel am Goldbrink

Auf der Straße von Wellingholzhausen nach Dissen gelangt man ins obere Uhletal. Bei Kuhlmann zweigt rechts ein Weg nach Peingdorf ab. Er führt durch die Haseiviesen an der Bietendorfer Miihle vorbei in die Tannen und Buchen am Goldbrink.

Hier befindet sich eine trichterförmige Grube in der abgerundeten Spitze eines winklig verlaufenden Walles. Sie wird im Volksmunde Hexenkessel genannt.

Ähnliche Erdtrichter gibt es an verschiedenen Stellen des Teutoburger Waldes. Sie dienten den Menschen in alten Zeiten als Wohngrube oder Vorratskeiler.

Der Hexenkessel am GoIdbrink hält in der Mitte der Grube, so erzählt die Sage, einen großen Schatz verborgen, und oft leuchtet dort in den langen Winternächten ein Licht in das Dunkel des Waldes. Wer es brennen sieht und das Losungswort weiß, kann den Schatz heben. Doch darf ihm bei der Arbeit vor ein Uhr nachts kein Sterbenswort über die Lippen dringen. Er muss schweigen. Bis heute hat es keiner vermocht.

Zuletzt machten zwei Männer aus Peingdorf den Versuch, den Schatz zu gewinnen. Mit dem Glockenschlag zwölf begannen sie, in dem Hexenkessel zu graben. Rücken an Rücken gelehnt, warfen sie hastig und schweigsam eine Schaufel voll nach der andern über den Rand der Grube.

Plötzlich stießen sie auf einen harten Gegenstand. Es war kein Stein, kein Stumpf, sie trafen auf Eisen. auf einen eisernen Kasten. Eilig griffen sie zu. Fast hätte der eine vor Freude zu schreien begonnen. Der andere aber kniff ihn gleich in die Rippen, damit er verstumme.

Sie wollten den eisernen Kasten nun heben. Doch sie vermochten es nicht. Nur mit Schieben und Rücken brachten sie ihn mühsam aufwärts; denn er war schwerer als Blei.

Als sie dennoch Stück um Stück vorankamen, erhub sich in den Baumwipfeln ein grausiger Sturm. Es juchte und brach in den Kronen. Der Teufel wehrte sich wild, er wollte den Schatz nicht herausgeben. Auf einem ruppigen Ziegenbock mit glutroten Augen sauste er, auf dem Walle heran auf die Schatzgräber zu und wollte sie rempeln. Doch glitt er dicht an ihnen vorbei. 

Die beiden ließen sich aber durch nichts stören, schwiegen beharrlich, kratzten den Lehm und die Steine rund um den Kasten beiseite und schafften ihn mit Ächzen und Stöhnen weiter herauf. Plötzlich krachten die Äste in den Buchen ringsum. Zweige brachen und stürzten auf Kopf und Rücken der beiden. Die wilde Jagd zog durch die Luft, eine große Eule voran, und dann folgte der Teufel mit der Wodanskette (Wölkielen). Sie schleppte über den Grund und fasste mit einem Haken hinter den Kasten. Er kippte und wippte und trudelte in die Runde. Goldstücke klapperten und klangen drinnen gegen die Wände. „Holt donne, halt fest“. schrie da der eine. Doch das Wort war ihm erst halb aus dem Munde gefahren, da polterte der Koffer wieder den Abhang hinunter und versank in der Kuhle. Ein Loch wie ein Brunnen fiel in die

Erde, Steine und Grutt stürzten nach und begruben den Schatz und den Kasten. Mit Schreien und Johlen zog die wilde Jagd weiter durch das Waldtal dem Rechenberg zu.

Am andern Morgend fand man die beiden Schatzgräber halb tot unten im Hexenkessel. Sie hatten einen Hufschlag vor die Stirne erhalten, so dass ihnen Hören und Sehen vergangen war. Eine tote Fledermaus hing noch dem einen im krausen Haar, während der andere an der Backe eine blutige Stelle aufwies, die nach einem Hundebiss aussah.

Nun hatten die beiden vom Schatzsuchen genug, und kein Mensch hat je wieder nach dem Teufelskasten im Goldbrink gegraben.

Nach Schulhof, Bodmann, Weltkamp.

 

Der Teufelsspuk an den Dreieinigkeitsbuchen

Nicht weit von den bekannten Dreieinigkeitsbuchen in Wellingholzhausen hütete einst der alte Schäfer Klaus seine Herde. Er trieb sie durch die grelle Mittagssonne auf die Buchen zu und bemerkte plötzlich eine Gestalt vor sich, einen Fremdling von seltsamer Art.

Der fromme Klaus hob die Hand über die Augen und erschrak; denn deutlich konnte er an dem Fremden eine zottige Haut, einen lahmen Pferdefuß und an der Stirn zwei stumpfe Hörner erkennen. „Gelobt sei Jesus Christus“, wehrte Klaus ihn laut von sich ab. Die Herde stob auseinander, und die Hunde winselten mit eingekniffenen Schwänzen.

Der Teufel jedoch wich nicht; er nahm den Kopf unter den Arm und hinkte näher und näher heran, Dem frommen Schäfer fuhr der Schrecken in die Beine. Zur rechten Zeit noch fiel ihm der Spruch ein, der alle Höllengeister bannt.

Kaum hatte der Schäfer Klaus laut rufend gebetet: „Alle guten Geister loben Gott, den Herrn!“ da flackerte ein Feuer auf, und mit furchterregendem Knall und entsetzlichem Gestank löste sich der Leibhaftige in Rauch auf. Nur ein Häuflein Asche fand Klaus an der Stelle, wo sich der Teufelsspuk ereignet hatte. Die zerstreute Herde sammelte sich wieder, und die Hunde taten wie vordem ihre Pflicht.

Nach Wlndus.

Der Kieselstein bei Melle

Am Ende des 13. Jahrhunderts lebte in Osnabrück ein Mann, der gar schlecht und gottlos war. Viel lieber als in der Kirche saß er mit seinen Brüdern im Wirtshaus und zechte auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit.

So vergingen Jahre in Saus und Braus. Da ward er krank und wünschte sich zu bekehren. Er ließ deshalb einen Mönch rufen. Der Mönch kam und redete ihm gar freundlich zu, er möge sich besinnen, wievielmal er gesündigt habe. Der Tunichtgut begann also mit der Beichte. Sobald er aber einen tollen Streich bekennen wollte, dachte er auch an das pfiffige Gesicht des einen oder anderen Kameraden, der dabei gewesen war, und musste lachen. So wurde denn aus seiner Bekehrung nichts. Doch bald kam der Tod, und das Lachen war vorbei.

Da eilte der Teufel heran und wollte ihn holen. Doch die Mönche wollten den Toten nicht herausgeben. Als der Teufel mit seinem Drängen nicht nachließ, kamen sie überein, er solle die Seele des Verstorbenen haben, wenn er einen großen Stein, der vor dem Buer’schen Tor lag, weder bei Tag noch bei Nacht nach Melle brächte. Der Teufel nahm die Wette an.

Am folgenden Morgen, als die Nacht vorbei war und die Dämmerung begann, hob der Teufel den schweren Stein auf den Rücken und schleppte ihn gen Melle. Schon war er der Meiler Feldmark ganz nahe gekommen, da ging die Sonne auf. Der Teufel hatte die Wette verloren. Wütend warf er den Stein nieder und mied hinfort das Meller Land.

Man sagt, noch jetzt sei der Stein in der Gegend zu finden. Er soll aber geborsten sein von dem mächtigen Wurfe und von der Hitze, die der Teufel ausstrahlte. Er war so schwer, dass sich der ganze Rücken des Teufels darin abdrückte.

Man verwendete ihn später bei den Gottesgerichten. Menschen, die man für Hexen hielt, mussten sich in die Höhlung legen. Passte ein Angeklagter mit dem Rücken hinein, so war er des Teufels und musste auf dem Scheiterhaufen sterben, im anderen Falle ließ man ihn wieder laufen.

Nach Weltkamp.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Heimatverein Melle

Theme von Anders NorénHoch ↑

error: Content is protected !!
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner